Zukunftstrend oder alter Hut? In neun Veranstaltungen spürt die SPD-Stadtratsfraktion neun Stadtthemen nach. Zu Wort kommen neun Gäste aus neun Städten. Der Eintritt ist jeweils frei.

neu-N ist eine Veranstaltungsreihe der
SPD-Stadtratsfraktion Nürnberg
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3 | SHARED SPACE - STRASSEN FÜR ALLE

Sabine Lutz, Thorsten Brehm (v.l.n.r.)

Die Fußgänger laufen auf dem Bürgersteig, die Autos fahren auf der Straße. Man trennt die Verkehrsteilnehmer von einander und erlässt strikte Regeln. Dieses Konzept hat durchaus Erfolg: Jahr für Jahr gibt es weniger Unfälle zu beklagen. Doch gleichzeitig sind die städtebaulichen Folgen unübersehbar. Viele Straßen und Plätze leiden durch die Beschränkung auf ihre Funktion als Verkehrsfläche und durch den wuchernden Schilderwald. Ist es also Zeit für einen neuen Ansatz, der mehr Bedürfnissen Rechnung trägt?

Ja, meint Sabine Lutz vom niederländischen Shared-Space-Institut. Sie plädiert dafür, auf ausgewählten Plätzen und Straßenabschnitten die strikte Trennung zwischen der verkehrlichen Nutzung und der „menschlichen“ Widmung aufzugeben. Anhand von Beispielen aus der Schweiz und den Niederlanden erklärte die Forscherin, welche positiven Effekte dies haben kann. In Abstimmung zwischen Verkehrsplanern und Anwohnern verwandeln sich die Straßen von einem zweckdienlichen Ort zu gemeinschaftlichen Flächen für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichermaßen.

Doch es gibt Bedenken. Stellt sich die Verkehrssicherheit ohne rechtliche und bauliche Vorgaben, tatsächlich von selbst ein? Wo darf geparkt werden, wenn es keine Markierungen gibt? Was geschieht, wenn die zur gegenseitigen Abstimmung der Verkehrsteilnehmer notwendige freie Sicht gestört ist? Gerade für Sehbehinderte ist eine völlig frei gegebene Fläche eine unangenehme Vorstellung. Denn durch die Beseitigung der Barrieren, werden auch die Orientierungspunkte für Blinde und Sehbehinderte entfernt.

Unser Fazit

  • Die Veranstaltung hat alle Teilnehmer für die Belange von blinden und behinderten Menschen bei der Verkehrsplanung sensibilisiert. Der mit Unterstützung der SPD-Stadtratsfraktion ins Leben gerufene Behindertenrat der Stadt Nürnberg muss deshalb frühzeitig in die städtischen Planungen eingebunden werden.
  • Aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion kann die Anwendung des Shared-Space-Prinzips nur von Fall zu Fall entschieden werden. Die Idee, vom Verkehr dominierte Straßen und Plätze mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in anziehende und lebenswerte Flächen für alle zu verwandeln, bleibt aber verlockend.
  • Für den Obstmarkt und andere Flächen in der Innenstadt sind Alternativen, wie verkehrsberuhigte Bereiche, vorzuziehen. In reinen Wohnvierteln könnten Shared-Space-Zonen hingegen in Frage kommen.

Pressestimmen